Dir geht es wohl zu gut!

Ein bisschen gestresst laufe ich durch den Freitag Morgen, noch 30 Minuten, dann müssen wir los. Zähne putzen, Frühstück anrühren, etwas ins Bad rüber rufen.

Mal wieder alles gleichzeitig machen.

Aber es geht, ich singe währenddessen (natürlich nicht beim Zähneputzen).

Ich liebe es zu singen, meine Energie dadurch in Fluss zu bringen, tief zu atmen, mich zu halten, meinen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Ich liebe es meine Umgebung durch das Singen und Tönen in eine andere Schwingung zu bringen.

Dann fällt mir auf, dass ich seit ich aufgestanden bin, singe, ich sage laut:
‚Oh heute singe ich aber viel, heute ist ein Sing-Tag, wie lustig, dass ich Singer heiße.‘
Ich lache über mich, mein Barfußkind lacht auch.

Dann kommt eine andere Stimme in meinen Kopf und ich sage zu mir selbst spielerisch in einer strengen Tonlage:
‚Ich glaube, Dir geht es wohl zu gut!‘

Huch, was ist denn das, denke ich (falls Du Dich über meine vielfältigen Selbstgespräche wunderst, ich habe mal gelesen, sehr intelligente Menschen tun das und es erhält die psychische Gesundheit :p)

Mein Barfußkind guckt mich an und sagt: ‚Mama, wieso sagt Du denn sowas zu Dir?‘

Und ich: ‚Na das haben die Erwachsenen früher immer gesagt, wenn wir zu fröhlich waren.‘

Sie guckt mich erstaunt an.

An ihrem Gesicht sehe ich immer, wie sie garnicht glauben kann, dass zwischen Erwachsenen und Kindern auch etwas anderes als Liebe und Wertschätzung sein kann.

Ja, früher und auch heute wird dieser Satz ausgesprochen.

‚Dir geht es wohl zu gut!?‘

Kennst Du diesen Satz?
Was triggert er bei Dir?
Welche Wunde berührt er?

Er kann Scham triggern.
Verunsicherung.
Lieber Schnell klein machen.
Lieber nicht so viel freuen.
Schnell wieder zurück in den zugewiesenen Bereich.
Abhängig davon wieviel von der jeweiligen Qualität in unserem Umfeld erlaubt ist.

Das bezieht sich auf Freude.
Auf Wünsche.
Aufs Wildsein.
Auf Bedürfnisse.
Auf die eigene Meinung.

Am Ende: auf unser gesamtes Sein.

Wie kann es sein, dass jemand möchte, dass es Dir nicht zu gut geht?
Vielleicht, weil es ihm auch nicht gut geht.
Weil Du nicht darüber hinaus wachsen darfst.
Nicht mehr handlebar bist.

Und dann passen wir uns an.
Erlauben uns selbst nicht mehr hinauszuwachsen.
Hinaus in unsere eigene Erfahrungswelt.
Weil wir Angst haben uns dann selbst nicht mehr handlen zu können.

Was ist, wenn es Dir zu gut geht?
Was ist, wenn es Dir besser geht als anderen Menschen?

Teil gern Deine Gedanken unter diesem Post, ob Du diesen Satz kennst und was der mit Dir macht/ gemacht hat.

PS: Demnächst erschaffen wir einen Raum, in dem wir gemeinsam erblühen. Watch out for BLOOM🌹