Ich habe Angst vor Höhe. Ich habe auch Angst, wenn ich andere Menschen in hohen Höhen sehe.
Ich bekomme Schweißhände und halte den Anblick sehr schwer aus. Vor meinem inneren Auge sehe ich die schlimmsten Szenarien, die ich garnicht weiter ausführen mag.
Obwohl ich mir darüber bewusst bin, dass alles nur in meinem Kopf ist, ist die Angst da.
Einmal war ich Zuschauerin in einem Akrobatik-Zirkus.
Als die Luftakrobatin in einer für mich unheimlichen Höhe verrückte Posen gemacht hat und sich aus dieser Höhe mehrmals hat fallen lassen, war das für mich kaum auszuhalten. Ich musste weggucken und hatte die beschriebenen Schweißhände.
Nun, wie das Leben so ist, habe ich ein sehr sportliches und bewegliches Barfußkind, das ich in die Welt begleiten darf.
Sie liebt Contortioning (Schlangenmensch-Akrobatik) und trainiert sich seit über einem Jahr selbst. Durch eine sehr liebe Freundin, wurden wir vor einigen Wochen auf einen Luftakrobatikkurs aufmerksam.
Heute waren wir zum 3.Mal bei diesem Kurs und da sie direkt in den Fortgeschrittenenkurs eingeteilt worden ist, sehe ich auch schon bei den überwiegend älteren Mädchen, welche Posen als nächstes dran sind.
Natürlich gehören die sogenannten Drops (das Fallenlassen, während man ins Tuch eingewickelt ist) auch dazu, so wie ich es ja im Zirkus schon mal gesehen habe. Mein Barfußkind trainiert einfache Drops jetzt schon in niedriger Höhe.
Wieder meine typischen Angstsymptome.
Als wir nach Hause laufen, sage ich ein bisschen aufgeregt zu ihr, wie krass ich das finde, sich aus diesen Höhen fallen zu lassen. Und ich sage, dass ich Angst habe und da garnicht hingucken kann.
Sie sagt: „Mama, guck mal, Du schaffst das! Erinnerst Du Dich noch an meine Angst vor Bahnhöfen und Bahnfahren? Und ich habe es auch überwunden! Dann schaffst Du das auch!“
Ich muss spontan lachen. Weil sie Recht hat. Und weil sie so wundervoll ist.
Sie erinnert sich daran, wie wir immer wieder Hand in Hand auf den Bahnhof gegangen sind, nachdem wir einmal miterlebt haben, wie unsere Oma auf dem Bahnhof verletzt worden ist. Sie erinnert sich daran, wie ich sie immer wieder an das Ein- und Ausatmen erinnert habe.
Sie erinnert sich daran, wie ich sie erinnert habe, ihre Füße zu fühlen.
Wie wir immer wieder ein Experiment gewagt haben, immer wieder aufs neue Bahn gefahren sind wie ein Spiel. Und uns konzentriert haben, auf unseren Körper, oder unser Ziel oder auch auf unser Gespräch. Sie erinnert sich daran, wie sie immer den Raum hatte über ihre Gedanken zu sprechen. Den Raum überhaupt gehabt zu haben, ohne dass ich irgendwas wegmachen wollte.
Was für ein schönes Beispiel, wie wir in unseren Familien gemeinsam durch unsere Ängste gehen können. Wie wir miteinander und durch einander lernen. Wie wir uns Hoffnung und Anker sein können. Wie wir aber auch unsere Kinder begleiten können Selbstwirksamkeit zu erlernen oder Herausforderungen meistern zu können.
All das werden unsere Kinder nie wieder vergessen. Sie werden diese Liebe und das Vertrauen genauso an ihre Kinder weitergeben. Oder auch an uns, wenn wir es brauchen.
Wenn Du auch in Eurer Familie einen heilsamen Raum erschaffen möchtest oder Dich zu allem austauschen willst, das bei Euch herausfordernd ist, dann meld Dich an für unsere „Community als heilsamer Raum“ ab 01.05.24. Anmeldung unter www.juliasinger.de/familie-als-heilsamer-raum
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