So oder so ähnliche Dialoge hast Du wahrscheinlich auch schon mal mit deinem Kind geführt, oder?
Die Klarheit mit der unsere Kinder uns ganz klar ihr ‚Nein‘ entgegenschleudern, ist schon beneidenswert.
Zumindest für jeden Erwachsenen, der gerade lernt für sich einzustehen und sich abzugrenzen.
Manchmal ist es auch einfach zum Schmunzeln.
Aber wie oft ist dieses ‚Nein‘ der Auslöser für einen handfesten Machtkampf.
Wir erkennen dann in unserem Kind unseren ärgsten Feind und erinnern uns nicht mehr daran, dass wir dieses Wesen mal liebend und schützend im Arm gehalten haben.
Vergessen vielleicht jede Art von achtsamer Kommunikation oder all die anderen Dinge, die wir über bewusste Elternschaft gelesen und erfahren haben.
Es geht dann ums PRINZIP.
Ums Recht haben.
Wer hat hier das Sagen?
WIR wollen die Macht haben,
damit wir pünktlich kommen, alles ordentlich ist, es endlich still ist – setze nach Belieben das ein, was bei Euch oft ein Thema ist.
Zu guter Letzt projizieren wir dann noch auf unsere Kinder ‚unsere‘ Machtgebärden alá:
Das Kind will uns an der Nase herumführen oder immer das letzte Wort haben.
Uns testen.
Sind wir doch mal ehrlich:
In Wahrheit wollen WIR das. Das letzte Wort haben.
Die Macht darüber, was unser Kind tut.
In welcher Zeit und zu welcher Zeit.
Ja da ist dieser Anteil in uns, den wir wahrnehmen dürfen.
Wir sind in Wahrheit noch auf Kriegsfuß mit ‚dem Nein‘ unseres Kindes.
Wir können damit nicht umgehen.
Solange wir Achtsamkeit und Bedürfnisorientierung nur ‚rein‘ verstandsmäßig als ‚etwas Gutes‘ betrachten, können wir nicht damit umgehen.
Wie wir ‚das Nein‘ unseres Kindes betrachten, hängt oft von unserer jeweiligen Frustrationstoleranz ab, bzw. davon, wie sehr unser eigener Akku aufgeladen ist.
Kannst Du Dein Kind schon als Ausdruck seines EIGENEN WESENS wahrnehmen?
Wir sind umso wahr-haftigere und rein-herzige Eltern, umso mehr wir in unseren Keller der eigenen Prägungen und Machtphantasien und Ängste hinabsteigen.
Wenn jetzt in Dir etwas aufschreit: ‚Aber Julia, so geht das Leben nicht, es ist weltfremd jedes Nein gewähren zu lassen‘, dann lass mich sagen, dass es nicht darum geht jedem Nein Deines Kindes die Entscheidungshoheit zu geben.
Es geht hier um Bewusst-Werdung.
Um das Erkennen von Widerständen in Dir.
Um die dunklen Ecken, in denen Du Deinem Kind und Dir selbst noch nicht gestattest selbst-bewusst zu sein.
Und es geht vielmehr darum, Deinem Kind und seinem ‚Nein‘ den Raum zu geben, den es braucht. Und vor allem: es niemals persönlich zu nehmen oder es als Machtkampf zu sehen.
Wenn wir ganz weit rauszoomen, dann sehen wir:
Jedes ‚Nein‘ Deines Kindes sagt zuallererst etwas über Dein Kind und nicht über Dich. Sätze wie ‚Mein Kind hört nicht, ergo bin ich eine schlechte Mutter‘ darfst Du direkt löschen.
‚Nein sagen‘ heißt fürs Leben lernen. Im geschützten Raum, in der Familie.
Ein Nein ist nicht per se einfach ein ’nein‘.
Es geht um so viel mehr und ist gesund.
Es geht um Grenzen und Bedürfnisse: Das ist doch immer das, was wir für unsere Kinder wollen, wenn wir uns starke Kinder wünschen.
Jedes erlaubte ‚Nein‘ Deines Kindes ist auch ein erlaubtes ‚Nein‘ für Dich selbst.
Ihr übt damit auch den Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen, die Erlaubnis überhaupt unterschiedliche Bedürfnisse zu haben. Und in der Folge damit dann einen Umgang zusammen zu finden.
Und kannst Du sehen, dass mit jedem erlaubten ‚Nein‘ Dein Kind Raum hat, sich selbst zu erfahren? Denn kannst Du sehen und anerkennen, dass es fast den ganzen Tag über macht, was andere ihm sagen?
Starke Kinder haben einen eigenen ‚Geist‘ und der sagt halt auch mal nein, auch wenn es bei Dir gerade nicht in den Zeitplan oder in Deine emotionale Akkusituation passt.
Wieso glauben wir, dass ein gesundes Kind nicht nein sagt?
Das ‚Nein‘ Deines Kindes ist nicht gekoppelt an seine Liebe zu Dir.
Und Du bist auch keine schlechte Mutter, wenn Dein Kind nicht macht, was Du willst.
Ja, Du bist dann vielleicht ein schlechter Dompteur, aber ein Dompteur wolltest Du ja eh nie sein.
Du wolltest Dein Kind zu einem starken und selbstbewussten Mensch begleiten.
Herzlichen Glückwunsch, Du hast es geschafft, wenn Dein Kind was gerade seinem eigenen Impuls folgen will, nicht sofort zur Zahnbürste springt, wenn Du das willst. ❤
Hör gern zu diesem Thema auch nochmal in die passende Podcastfolge:
oder überall da wo es Podcasts gibt.
PS: Sollten die Widerstände in Eurer Familie mittlerweile zu einem automatischen Machtkampf gegeneinander ausgeartet sein, unterstütze ich Dich gern auf Eurem Weg raus aus dem Kämpfen. Schreib mir einfach eine PN oder Email an juliasinger@starkemama-starkeskind.de
Neueste Kommentare